Musische Erziehung
Die musische Erziehung prägte in der Nachkriegszeit die Kunstpädagogik in Westdeutschland. Sie sollte einen Gegenpol zu dem Elend, welches nach dem Krieg vorherrschte, bilden. Durch bildnerisches Schaffen sollten gesellschaftliche Schäden geheilt werden. Nach dem Missbrauch von Kultur und Kunst im Faschismus stand sie für Wiederherstellung und Hoffnung (Peez, 2012) und orientierte sich an den Prinzipien sowie den pädagogischen Ansätzen der Kunsterzieherbewegung (Vetter, 2010).
Die musische Erziehung propagierte eine Geschmacks- und Gefühlserziehung. Ziele waren die Erziehung zu einem sittlichen Menschen und die Erziehung zum gepflegten Geschmack (Peez, 2012). Insbesondere Kindern wurden jedoch Freiräume gelassen in denen sie ihre subjektiven Wahrnehmungen bildnerisch ausleben durften (Peez, 2012). Musische Erziehung galt somit als Ausgleich zum leitungsorientierten Schulsystem. Die Lernenden konnten sich spontan und emotional ausdrücken (Peez, 2012). Der Kunstunterricht gab dabei Einführungen in bildnerische Techniken, da keine lenkende, richtungsgebende Einflussnahme erzielt werden sollte. Sie sollten sich frei, wie unter einem Schutzraum entfalten können. Dieser Freiheitsgedanke kam in dem Zeitraum der musischen Erziehung neu auf und ist bis heute gültig.
Die musische Erziehung richtete sich dabei nicht nur auf die künstlerische Haltung des Lernenden, sondern auch auf dessen seelische und körperliche Harmonie und kann daher als ein ganzheitlich pädagogischer Ansatz gesehen werden (Penzel, 2015). Immer wieder wurden Begriffe wie Seelenbildung, Charakterbildung und Menschenbildung benutzt. Die technischen und wissenschaftlichen Aspekte der Kunst wurden dabei jedoch ausgeschlossen (Penzel, 2015).
Literatur:
Peez, G. (2012). Einführung in die Kunstpädagogik. Stuttgart.
Peez, G. (2002). Musische Bildung In: Fachlexikon der sozialen Arbeit. Frankfurt a. M.
Penzel, J. http://www.integrale-kunstpaedagogik.de/assets/ikp_kpm_musische_erziehung.pdf (Stand 16.08.2017; 23:22)
Vetter, N. (2010). Emotion zwischen Affekt und Kognition: Zur emotionalen Dimension in der Kunstpädagogik. Köln.
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