Weil ich dich liebe

Aus briefromane
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Briefroman Weil ich dich liebe – Briefroman einer Entwicklung von 1940 – 1945, verfasst von Anja Kern (hinter diesem Pseudonym verbirgt sich Erika Beltle), erschien erstmals im Jahr 1998. Das eindringliche Thema dieses Romans ist die Geschichte einer Liebe von zwei durch den Krieg getrennten Menschen und ihr Ringen um die Anthroposophie. Zentral handelt er von den Erlebnissen in der Kriegszeit. Allerdings werden Grundfragen diskutiert, die sich für uns Menschen zu allen Zeiten wiederholen. Daher gewinnt auch dieser Briefwechsel, der 45 Jahre in einem Schrank verschlossen lag, für uns an Bedeutung.

Inhalt[Bearbeiten]

In dem Roman findet ein Briefwechsel zwischen Hartmut und Mira statt. Die beiden haben sich 1940 während der Kriegszeit kennengelernt und ineinander verliebt. Mira und Hartmut stammen beide aus Stuttgart. Es wird bekannt gegeben, dass Mira zu Beginn des Briefwechsels 19 Jahre jung ist. Bei Hartmut hingegen ist das Alter unbekannt. Hartmut muss im Jahr 1940 an die Front. Die junge Liebe kann nur durch Feldpostbriefe am Leben gehalten werden. Die beiden schreiben sich während der gesamten Zeit. In den Briefen schreiben sie über Dinge, die sie jeweils erlebt haben. Vereinzelt beschreibt Hartmut die Kriegssituationen und, wie er manchmal knapp dem Tod entrinnt. Dieses führt er darauf zurück, dass Miras Liebe für ihn ein Schutzpanzer ist, der ihn am Leben hält. (1) Insgesamt geht es in den Briefen weniger um gegenseitige Liebesbekundungen, sondern darum, Missverständnisse zu klären und sich mit den wichtigen Fragen des „Seins“ auseinanderzusetzen. Mira beschäftigt sich sehr stark mit der Anthroposophie, wohingegen Hartmut es deutlich schwer fällt sich auf dieses Denken einzulassen. Er begründet es damit, dass es ihm an der Front schwer fällt über solche Dinge nachzudenken. Weiterhin schreiben die beiden über Schicksal, Karma und das Menschenbild. Häufig werden diesbezüglich Goethe, Morgenstern und Steiner zitiert. Außerdem teilen sie sich gegenseitig mit, wie sie sich das gemeinsame Leben nach dem Krieg vorstellen. Während der gesamten Kriegszeit kommt es zwischen Mira und Hartmut nur selten zu persönlichen Treffen. Die beiden fiebern in ihren Briefen ständig darauf hin, doch zumeist wird Hartmut der Urlaub kurz vor knapp gestrichen. Erschwerend kommt dabei hinzu, dass Hartmut oft den Ort wechseln muss und die Briefe somit zu manchen Zeiten mehrere Wochen brauchen, bis sie eintreffen, sodass Mira auf Hartmut wartet und erst Wochen später erfährt, dass der Urlaub doch nicht genehmigt wurde. Wenn Hartmut und Mira sich dann aber doch mal treffen können, wächst die Zuneigung immer mehr. Aus den anfänglichen „Problembriefen“ werden nach und nach hoffnungsspendende Briefe mit vielen Liebesbekundungen und ein andauerndes Warten auf das Kriegsende. Im August 1945 steht Hartmut dann endlich bei Mira vor der Tür und kann sie nach so langer Zeit in den Arm schließen.

Figurenkonstellation[Bearbeiten]

Der Briefwechsel findet überwiegend zwischen Hartmut und Mira statt. Die beiden stellen die Protagonisten dar. Selten gibt es Briefe an andere Personen. Einen schreiben die beiden an Miras Mutter aus dem gemeinsamen Urlaub. (2) Namen von anderen werden nicht genannt. Schreiben die beiden einmal über jemand anderes, wird nur der Anfangsbuchstabe genannt. (3) Zur Person von Hartmut kann festgehalten werden, dass er sich mit der Frage des Lebens auseinandersetzt und dieses eher auf einer physikalischen Ebene betrachtet. Er denkt nüchtern darüber nach und ist der Meinung, dass manche Fragen, wie z.B. wie das Leben nach dem Tod ist, nicht beantworten kann, weil es über das Menschliche hinausgeht. Er ist verliebt in Mira und zeigt es ihr offenkundig in seinen Briefen. Manchmal neckt er Mira und erzählt von hübschen Frauen, um sie eifersüchtig zu machen. Doch im nächsten Moment schreibt er dann auch wieder, wie gern er sie hat. Hartmut sieht in Mira seine Traumfrau. Er liebt sie von ganzem Herzen und wünscht sich nichts sehnlicher, als nach dem Krieg mit Mira eine Familie zu gründen. Er ist überzeugt davon, dass Mira ihn am Leben hält und einen Schutz für ihn darstellt, damit er im Krieg nicht umkommt. Das Leben an der Front verändert ihn und seine Sicht auf das Leben. Er sagt oft, dass es niemanden gibt, mit dem er sich auf geistiger Ebene unterhalten kann und, dass das Warten auf das Kriegsende eintönig ist. Widersprüchlich ist allerdings, dass er in vielen Briefen schreibt, dass das Leben schön ist. Er scheint ein Optimist zu sein und nimmt das Leben so an, wie es kommt. Natürlich gibt es immer wieder depressive Phasen, aber im Großen und Ganzen hat er sich mit der nicht änderbaren Situation abgefunden und ist glücklich, dass er Mira in diesen schweren Zeiten an seiner Seite hat. Mira hingegen weist andere Charakterzüge auf. Sie beschäftigt sich intensiv mit der Frage der Anthroposophie und liest sehr viel. Die Frage nach dem Sinn des Lebens und dem Leben nach dem Tod ist für sie von intensiver Bedeutung und deshalb kommt auch in den Briefen häufig diese Thematik zum Vorschein. Weiterhin ist sie eine sehr fleißige Persönlichkeit. Sie schließt die Prüfung bei der Handelskammer über 150 Silben ab und malt nach Feierabend noch Blumenbilder, um sich ein paar Mark dazu zu verdienen. Zu Beginn des Briefwechsels versteht sie einige Briefe falsch, wodurch es häufig zu Missverständnissen kommt. Sie hat Angst, dass die Beziehung mit Hartmut nicht dauerhaft hält und dass sie auf geistiger Ebene nicht auf der gleichen Höhe sind. Auf Hartmuts Sticheleien springt sie direkt an und versteht selten den Spaß, der dahinter steckt. Nachdem die beiden sich aber nach einem Jahr zum ersten Mal gesehen haben, ist auch ihre Liebe gewachsen und sie merkt, dass Hartmut der Richtige für sie ist. Im Verlauf der Jahre mit den seltenen Treffen und dem stetigen Briefwechsel festigt sich ihre Liebe und auch sie wartet auf das Kriegsende. Sie sieht in Hartmut dann ebenfalls den Mann, mit dem sie ihr restliches Leben verbringen möchte. Was die beiden ähnlich haben, ist ihr Optimismus. Beide schreiben in schweren Zeiten, doch gelegentlich in ihren Briefen, dass das Leben schön sei. Sie erfreuen sich an den kleinen Dingen, wie z.B. dem Frühling, wenn die Blumen blühen und es milder wird.

Form des Romans[Bearbeiten]

Die Briefe des Briefromans lagen 45 Jahre verschlossen in einem Schrank, bis sie von der Autorin gelesen und abgeschrieben wurden. (4) Bei diesem Briefwechsel handelt es sich nicht um einen fiktiven, sondern um einen realen Briefwechsel, der im zweiten Weltkrieg zwischen zwei Personen stattgefunden hat. Die beiden heißen Hartmut und Mira. Hartmut wurde während des Krieges an der Front eingesetzt, während Mira Büroarbeiten im „Geschäft“ ausführte. Dieser Briefwechsel war damals die einzige Möglichkeit, den Kontakt dauerhaft aufrecht zu erhalten. Die beiden beantworten ihre Briefe regelmäßig. Problematisch ist allerdings, dass Hartmut häufig seinen Aufenthaltsort wechselt und die Briefe kriegsbedingt nicht regelmäßig bei den Empfängern eintreffen. Es kommt häufig vor, dass Briefe erst Tage oder Wochen später eintreffen und der Sender in der Zeit schon mehrere Briefe verfasst hat und die Antwortbriefe nach und nach eintreffen. Für den Leser ist es an einigen Stellen schwer nachvollziehbar, auf welchen Brief sich der Antwortbrief dann bezieht.

Interpretationsaspekte[Bearbeiten]

In dem Roman geht es hauptsächlich um die Liebe zweier Menschen während des zweiten Weltkrieges. Er zeigt wie schwer es ist, sich am Anfang einer jungen Liebe nicht aus den Augen zu verlieren und wie man mit einem Briefwechsel diese Liebe über Jahre aufrechterhalten kann. Seltene Besuche stellen Höhepunkte ihrer Liebe dar, worauf auch in den Briefen häufig hingearbeitet wird. Weiterhin sind die Anthroposophie, die Frage nach dem Sinn des Lebens, Schicksal und Karma zentrale Themen des Romans. Dieser Roman wurde nicht geschrieben, um eine Geschichte zwischen zwei Menschen aufzuzeigen. Es ist ein reeller Briefwechsel aus dem zweiten Weltkrieg, der veröffentlich wurde, um nachvollziehen zu können, was tatsächlich im zweiten Weltkrieg passiert ist. Was es mit den Menschen gemacht hat und wie schwer es war, mit diesen Kommunikationsstörungen eine Liebe aufrecht zu erhalten. Die beiden zeigen viele Gefühle und beteuern ihre gegenseitige Liebe, aber diskutieren auch darüber, wie es zu bestimmten Missverständnissen zwischen den beiden kommt. Wo in heutiger Zeit wahrscheinlich schon der Kontakt abbrechen würde, halten diese beiden verliebten Menschen durch und finden am Ende des Krieges tatsächlich zueinander. Man kann sich in die beiden sehr gut einfühlen, weil einfach alles sehr reell beschrieben ist, obwohl es diese Problematik in heutiger Zeit nicht mehr gibt. Fast keiner von uns Deutschen hat noch einen richtigen Krieg miterlebt und mit dem Handy und dem Laptop kann man sogar mit Freunden und Bekannten am anderen Ende der Welt skypen oder telefonieren. Dennoch stellt dieser Briefwechsel einen Bezug zur Realität dar und man kann sich gut in die beiden Persönlichkeiten einfühlen. Ebenfalls auffällig sind die häufigen Bezüge zu bedeutenden Autoren. Mira, die sich sehr ausführlich mit der Anthroposophie auseinandersetzt, sendet Hartmut sehr gerne Zitate von Breuner. (5) Wenn sie etwas nicht in Worte kleiden kann, verwendet sie Gedichte von Christian Morgenstern. Ebenso nutzt sie diese um ihre Gefühle auszudrücken. (6) Hartmut fällt es allerdings schwer, sich auf diese Ebene einzulassen. Er hat kaum Möglichkeiten Bücher zu lesen, da es ist schwer ist, diese an die Front zu senden. Dennoch denkt er viel über den Sinn des Lebens und die Anthroposophie nach und gibt schon ziemlich am Anfang an, dass der Krieg sein Leben und seine Einstellungen zu allem verändert und er viel Zeit hat, darüber nachzudenken. Hartmut hinterfragt in seinen Briefen Miras Einstellungen, sodass seine Zweifel, Anhaltspunkte für Mira sind, ihre eigene Meinung zu hinterfragen und tief darüber nachzudenken. (6) Hartmut hält nicht so viel auf die Worte von Breuner, sondern interessiert sich mehr für Goethe, den er auch gelegentlich zitiert. (7) Spannend daran ist, dass beide unterschiedliche Auffassungen haben und doch immer wieder auf einen Nenner kommen.

Didaktische Aspekte[Bearbeiten]

Dieser Briefroman ist keine Lektüre, die man nebenbei liest. Manche Gedanken zwischen Hartmut und Mira und was sie sich gegenseitig mit den Zitaten sagen wollen, erkennt man erst bei weiterem Lesen oder wenn man im Nachhinein noch einmal darüber nachdenkt. Der Briefroman eignet sich daher eher für die Oberstufe eines Gymnasiums, im besten Fall für den Leistungskurs. Anhand dieses Romans kann man sehr gut nachvollziehen, wie sich die Menschen im Krieg gefühlt haben und vor allem, wie sie sich während dieser Zeit verändert haben. Hartmut und Mira beschreiben anhand ihrer Briefe einen Prozess der Veränderung. Der Veränderung der eigenen Persönlichkeit, der eigenen Vorstellungen und Werte, ihres Denkens und das stetige Wachsen ihrer gegenseitigen Liebe. Da der Roman einen Umfang von 470 Seiten hat, ist es nicht möglich diesen Roman komplett in der Schule zu lesen. Um sich in die beiden oder in einen der beiden hineinzuversetzen ist es ausreichend, ein bis zwei Briefe vom Anfang, aus der Mitte und vom Ende zu lesen. Schließlich liegen fünf Jahre zwischen dem Beginn der Liebe und dem Ende des Krieges, wo die beiden wieder zueinander finden. Ein negativer Aspekt in der Unterrichtsbearbeitung liegt darin, dass es kaum Forschungsliteratur und nur eine Rezension zu diesem Briefroman gibt, die man im Unterricht dazu aufzeigen könnte.

Rezension[Bearbeiten]

http://www.literaturmarkt.info/cms/front_content.php?idcat=75&idart=313 aufgerufen am 27.03.2017 um 10:21.

Ausgabe[Bearbeiten]

Anja Kern: Weil ich dich liebe. Briefroman einer Entwicklung 1940 – 1945. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 1998.

Weblinks[Bearbeiten]

http://www.literaturmarkt.info/cms/front_content.php?idcat=75&idart=313 aufgerufen am 27.03.2017 um 10:21.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

(1) Vgl. Anja Kern: Weil ich dich liebe. Briefroman einer Entwicklung 1940 – 1945. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 1998. S. 89 Z. 7 & S.83 Z.15.

(2) Vgl. Anja Kern: Weil ich dich liebe. Briefroman einer Entwicklung 1940 – 1945. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 1998. S. 96 Z.1 ff.

(3) Vgl. Anja Kern: Weil ich dich liebe. Briefroman einer Entwicklung 1940 – 1945. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 1998. S. 78 Z. 1.

(4) Vgl. Anja Kern: Weil ich dich liebe. Briefroman einer Entwicklung 1940 – 1945. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 1998. Ohne Seitenangabe: Zum Geleit.

(5) Vgl. Anja Kern: Weil ich dich liebe. Briefroman einer Entwicklung 1940 – 1945. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 1998. S. 29 Z. 20 ff.

(6) Vgl. Anja Kern: Weil ich dich liebe. Briefroman einer Entwicklung 1940 – 1945. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 1998. S. 19 Z. 15 ff.

(7) Vgl. http://www.literaturmarkt.info/cms/front_content.php?idcat=75&idart=313 aufgerufen am 27.03.2017 um 10:21.

(8) Vgl. Anja Kern: Weil ich dich liebe. Briefroman einer Entwicklung 1940 – 1945. Egelsbach: Fouqué Literaturverlag 1998. S. 111 Z. 14 ff.


Silke Böddeker, Universität Paderborn