Plastisches Gestalten

Aus Begriffe-Kunstpädagogik
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Plastische Gestalten umfasst das Handlungsfeld des dreidimensionalen Gestaltens im Kunstunterricht, das aufgrund der räumlichen Präsenz der Werke facettenreiche Handlungsansätze anbietet. Hierbei lässt sich unter dem Oberbegriff Plastik grob zwischen Plastik und Skulptur unterscheiden. Die Plastik wird im Schaffensprozess aufbauend hergestellt. Beispiele für die Plastik stellen u. a. das Modellieren einer Tonfigur oder der Abguss einer beliebigen Form dar. Bei der Skulptur hingegen wird abtragend gearbeitet; folglich verringert sich das Material während des Prozesses. Überwiegend wird hier mit Materialien wie Marmor, Stein oder Holz gearbeitet (Kirchner; Kirschenmann, 2015). Des Weiteren ist die Skulptur im erweiterten Feld anzuführen, der man „heute […] unterschiedliche Erscheinungen plastischer, skulpturaler, installativer und partizipativer Werke“ (Hornäk, 2014. S. 5) zuschreibt.

Beim Plastischen Gestalten steht der Umgang mit verschiedenen Materialien im Vordergrund (z. B. Ton, Holz, usw.; zunehmend aber auch triviale, alltägliche Materialien wie Silikon, Schaumstoff, Gips oder Beton). Die Lernenden schulen zum einen ihre motorischen Fähigkeiten, indem sie Skulpturen oder Plastiken mit den eigenen Händen erschaffen. Zum anderen erproben sie die spezifischen Eigenschaften des Materials und können ihre haptischen Erfahrungen vertiefen. Gleichzeitig entspricht „das skulpturale Handeln im haptischen und körperlichen Sinne […], das dreidimensionale Gestalten und das Agieren im Raum […] elementaren Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen“ (Hornäk, 2014. S. 5). Die vielfältigen Materialien und das somit eröffnete breite Spektrum für Montagen, Assemblagen, usw. fördern die Kenntnisse im Umgang mit Werkstoffen und Werkzeugen, das Verständnis für Proportionen im Raum und auch für „die Kunst im öffentlichen Raum, die Denkmäler und die Skulpturen oder Plastiken der Bildenden Kunst.“ (Kirchner, 2015) Da das mehrdimensionale Werk sowohl in Wechselwirkung zum Raum an sich als auch zum Ausstellungsraum steht, wird den Lernenden durch das plastische Gestalten ein intensiverer Zugang zum Raum sowie dessen Proportionen eröffnet. So kann das dreidimensionale, räumliche Denken und die Raumerfahrung geschult werden, was eine bessere Orientierung in der gegenwärtigen Welt ermöglicht (Hornäk, 2014). Zudem gilt anzumerken, dass das Handlungsfeld des dreidimensionalen Arbeitens auch adäquate Anknüpfungspunkte zum Themenbereich Kunst im Öffentlichen Raum bietet (Kirchner; Kirschenmann, 2015).

Im Prozess des plastischen Arbeitens werden Ideen verworfen, neu ausgehandelt und umgesetzt. Außerdem können sich in Material und Form sichtbare Spuren des (experimentierenden) Schaffens abzeichnen. Auf Grundlage der erworbenen Fertigkeiten und vertieft betrachteten Themengebiete (Objekt – Raum; Narration – Formensprache; Figuration – Abstraktion) kann so eine Auseinandersetzung mit dem Ich initiiert werden: „Mit den Augen berühren, mit den Händen sehen. […] Es geht um Wahrnehmen und Handeln.“ (Cragg, 2011. S. 9).


Literatur:
Cragg, T. (2011). Mit den Augen berühren, mit den Händen sehen. Bildhauerische Prozesse. Athena, Oberhausen. S. 9 – 18.
Hornäk, S. (2014). Skulpturales Handeln. Bildnerische Lernprozesse mit plastischen Materialien, skulpturalen Techniken, konstruktiven Verfahren. In: Kunst + Unterricht, Heft 381/382. S. 4 – 11.
Kirchner, C.; Kirschenmann, J. (2015). Kunst unterrichten. Didaktische Grundlagen und schülerorientierte Vermittlung. Friedrich Verlag, Seelze. S. 136-141.

Zurück zur Übersicht Begriffe im Bereich Realisierungsform/ künstlerische Techniken