Deine Juliet

Aus briefromane
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Briefroman mit dem Originaltitel „The Guernsey Literary and Potato Peel Pie Society“ der US-amerikanischen Buchhändlerin und Schriftstellerin Mary Ann Fiery Shaffer (*13. Dezember 1934 in Martinsbury, West Virginia; + 16. Februar 2008 in San Anselmo, Kaifornien, USA) erschien wenige Monate nach ihrem Tod und verbuchte einen großen Erfolg. Kurz vor ihrem Tod erhielt sie bei der Fertigstellung ihres Briefromans unterstützende Hilfe der Kinderbuchautorin und Nichte Anne Barrows. Die Handlung des Briefromans ist dem Jahre 1946 zuzuordnen und thematisiert dementsprechend Erlebnisse und Erinnerungen des Zweiten Weltkrieges. Aber auch Themen wie Liebe und Freundschaft finden einen großen Stellenwert in Shaffers Roman. Der zweiteilige Briefroman handelt von der jungen, in London lebenden Schriftstellerin Juliet Ashton, welche eines Tages einen Brief mit einem ihr unbekannten Absender erhält. Ein Bauer von der Kanalinsel Guernsey namens Dawsey Adams hat ein Buch erworben, was zuvor ihr gehörte. Es entsteht ein reger Briefwechsel zwischen den beiden, und durch Dawsey erfährt Juliet von einem durch die Besatzung der Deutschen auf Guernsey in einer Notlage entstandenen Literaturclub der Inselbewohner („Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“). Dies weckt Juliets Interesse. Im Verlaufe des Romans (zweiter Teil des Romans) reißt sie nach Guernsey und stößt auf für sie sehr interessante Geschichten und lernt Dawsey kennen.


Inhalt und Figurenkonstellation[Bearbeiten]

Der zweite Weltkrieg liegt noch allen Menschen schwer im Magen. Ebenso der jungen Schriftstellerin Juliet Ashton, welche in London lebt. Juliet wächst bei ihren Eltern in Suffolk auf einem Bauernhof auf. Juliets Eltern sterben bei einem Autounfall, als sie zwölf Jahre alt ist. Nach dem Tod der Eltern wird sie zu ihrem Großonkel Dr. Roderick Ashton nach London geschickt. Leider hat Juliets Großonkel nicht die Zeit und Muße sich um sie zu kümmern. Juliet hält nichts bei ihrem Großonkel, zweimal läuft sie davon. Nach dem zweiten Mal schickt Juliets Großonkel seine Köchin, um Juliet abzuholen. Simon Simpless, Pfarrer, kennt Juliet, seitdem sie klein ist. Als er mitbekommt, dass ihr Onkel sich nicht die Mühe macht Juliet abzuholen, sondern seine Köchin schickt, besteht er darauf mitzukommen. Nachdem Simon Simpless ein eindringendes Gespräch mit Juliets Großonkel führt, sieht er (Juliets Onkel) letztlich ein, dass es das Beste für Juliet ist sie in ein Internat zu schicken.

Im Internat lernt sie Sophie Starck kennen (durch Heirat Strachan), welche zu ihrer besten Freundin wird. Nach dem Internatsleben wohnen und arbeiten Sophie und Juliet zusammen, bis Sophie Alexander einen Piloten kennen lernt, sich verliebt, heiratet, nach Schottland zieht und ein Kind mit ihm (Dominic) bekommt. Ihre innige Freundschaft bleibt bestehen. Im Verlauf des Romans schreiben Juliet und Sophie sich immer wieder Briefe und tauschen sich über Gedanken, Eindrücke und Neuigkeiten aus. Auch Sophies Bruder Sidney, zehn Jahre älter, gehört letztlich zu ihren engsten Freunden und Vertrauten. Er ist nicht nur Freund und Vertrauter, sondern auch als ihr Verleger in beruflichen Angelegenheiten mit ihr verbunden. Auch sie tauschen sich während des Briefromans aus. Juliets Karriere als Schriftstellerin beginnt beim „Daily Mirror“. Dort nimmt sie an einem Essay-Wettbewerb teil und gewinnt diesen. Eine Belohnung in Pfund und die Tatsache, dass sie endlich gedruckt wird, sind ihr somit sicher. Als darauf der „Daily Mirror“ begeisterte Briefe von seinen Leserinnen und Lesern erhält, wird Juliet wieder und wieder engagiert, um Artikel zu schreiben. Bald darauf schreibt sie Reportagen für andere Zeitungen und Zeitschriften.

Als der Krieg ausbricht, beauftragt man Juliet zweimal wöchentlich eine Kolumne für den „Spectator“ zu schreiben. Sie macht sich alsbald einen Namen unter dem Pseudonym „Izzy Bickerstaff“ mit dem Titel der Kolumne „Izzy Bickerstaff zieht in den Krieg“. Durch ihren darin aufkeimenden Humor, bringt sie das Volk während des Krieges zum Schmunzeln und veranlasst diese an etwas anderes zu denken. Ein großer Bewunderer dieser Kolumne ist Markham V. Reynolds, der Juliet zunächst immer wieder Blumen zukommen lässt, bis diese seine Adresse herausfindet und ihn schriftlich kontaktiert. Reynolds offenbart sich als Bewunderer und treuer Anhänger der Kolumne „Izzy Bickerstaff zieht in den Krieg“ und möchte die Frau dahinter kennen lernen. Es kommt zu mehreren Verabredungen zwischen den beiden, sie kommen sich näher. Doch ob es für Juliet wirklich Liebe ist, kann sie nicht sagen.

Nach dem Krieg möchte Juliet unter ihrem richtigen Namen weiter schreiben und gehört als Schriftstellerin zu dem Verlag „Stephens & Stark“, mit Sidney Stark als ihr Verleger und Eigentümer, welcher die Kolumnen von „Izzy Bickerstaff“ als Buch herausgegeben hat. Doch leider fällt es Juliet zunächst schwer, weiter zu schreiben, da ihr kein passendes Thema für ein Buch einfallen möchte. Dieses Problem löst sich jedoch im Laufe des Romans, nachdem sie Dawsey Adams kennenlernt. Eines Tages erhält Juliet von ihm einen Brief. Dawsey ist Bauer auf den Kanalinseln von Guernsey und erstand ein Buch, was zuvor ihr gehörte. Beide hegen eine große Leidenschaft für den Autor Charles Lamb. Zwischen den beiden entsteht ein reger Briefwechsel, Juliet lässt ihm Bücher zukommen, welche Dawsey mit großem Interesse förmlich verschlingt. Durch den Briefwechsel mit ihm erfährt Juliet von einem Literaturclub mit dem Namen „Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“, welcher in einer Notlage durch Elizabeth McKenna entstand, als Dawsey zusammen mit anderen Inselbewohnern während der Zeit der Besatzung der Deutschen auf Guernsey nach Beginn der Ausgangssperre draußen erwischt wird. Dies weckt Juliets Interesse. Sie möchte weiteres über den Literaturclub der Inselbewohner erfahren, wovon ihr Dawsey im weiteren Verlauf mehr erzählt. Als Juliet eine Anfrage der „Times“ bekommt, einen Artikel zu verfassen, der von dem „praktischen, moralischen und philosophischen Wert des Lesens“ (S.38) handeln soll, möchte sie diesen über den Literaturclub der Guernseyer Inselbewohner schreiben, welcher auch noch nach der Besatzungszeit besteht. Diese Idee teilt sie Dawsey mit, worauf sich alsbald ein Mitglied des Literaturclubs (Amelia Maugery) zu Wort meldet. Sie befürwortet Juliets Idee von dem Literaturclub in der Times zu schreiben, jedoch mit Vorbehalt. Sie möchte nicht, dass dieser aufgrund des außergewöhnlichen Namens in der Öffentlichkeit in die Lächerlichkeit gezogen wird. Daher möchte Amelia mehr über Juliet und ihre Arbeit wissen, um mehr als nur versichert zu bekommen, dass die Mitglieder und der Literaturclub an sich nicht in einem schlechten oder gar lächerlichen Licht dargestellt werden. Um Amelias Bedenken zu nehmen, lässt Juliet ihren Charakter aus zwei unterschiedlichen Perspektiven bzw. von zwei unterschiedlichen Personen beschreiben. Zu den Personen gehören Simon Simpless von der Kirchengemeinde St. Hilda aus Suffolk, welcher sie seit klein auf kennt und ihr zugetan ist, und Lady Bella Taunton, welche während des Krieges mit Juliet für die Brandwache eingeteilt war und Juliet abgeneigt ist. Zudem schickt Juliet eine selbstverfasste Biographie von Anne Brontë mit, damit sich Amelia einen Eindruck darüber verschaffen kann, wozu Juliet als Schriftstellerin sonst noch imstande ist.

Letztlich sind Amelias Zweifel aus dem Weg geräumt und Juliet steht der Weg frei, einen Artikel über den Guernseyer Literaturclub zu verfassen sowie zu veröffentlichen. Bald darauf bekommt Juliet von den Mitgliedern des Clubs Briefe. Die Mitglieder thematisieren, was sie lesen und was für eine Bedeutung das Lesen für sie hat. Des Weiteren werden auch Eindrücke und Erlebnisse des Krieges geschildert. Doch neben den Mitgliedern, die die Idee des Artikels befürworten, wird Juliet auch mit Gegnern dessen konfrontiert, wozu unter anderem Miss Adelaide Addison, eine religiöse Anhängerin, gehört. Dies hält Juliet jedoch nicht davon ab, den Artikel für die „Times“ zu verfassen und zu veröffentlichen.

Juliet und die Mitglieder des Literaturclubs „Guernseyer Freunde von Dichtung und Kartoffelschalenauflauf“ freunden sich zunehmend an und tauschen weiterhin Briefe aus. Juliet möchte die Mitglieder kennenlernen und ein Buch über die Besatzungszeit der Kanalinseln von Guernsey schreiben. Markham V. Reynolds möchte Juliet nach zwei Monaten Bekanntschaft heiraten, doch diese möchte noch Zeit und ist sich noch nicht sicher, ob sie den Rest des Lebens mit ihm verbringen möchte. Sie lehnt zunächst freundlich ab und bittet um Zeit. Bald darauf reist sie nach Guernsey, lernt die Inselbewohner sowie die Mitglieder des Literaturclubs kennen, und stößt dort auf interessante Geschichten über die Gründerin Elizabeth McKenna, die, wie sich im Verlaufe des Romans herausstellt, tot ist. Ihre Tochter Kit wird somit offiziell zu einer Waise, welcher sich Juliet annimmt.

Juliet blüht auf Guernsey förmlich auf, recherchiert fleißig für ihr Buch, erfährt viel über die Besatzungszeit auf Guernsey und findet ein neues Zuhause, umgeben von den Mitgliedern des Literaturclubs, welche sie mehr und mehr in ihr Herz schließt. Sidney, der Juliet im Verlaufe des Romas zweimal auf Guernsey besucht, bringt Juliet auf die Idee, die Gründerin Elizabeth McKenna zum Kern ihres Buches zu nehmen und wird nebenbei darauf aufmerksam, dass Juliet sich in Dawsey verliebt hat, welche immer noch von Reynolds zur Heirat gedrängt wird. Dieser besucht sie eines Tages überraschend auf der Insel und möchte sie abermals von einer Heirat mit ihm überzeugen. Schlussendlich weist Juliet Reynolds endgültig ab.

Juliet ist entschlossen: Sie möchte auf Guernsey bleiben. Sie hat dort ihr Zuhause gefunden und möchte die kleine Kit adoptieren. Nach einem Hin und Her mit Dawsey ist sich Juliet nach offensichtlichen Hinweisen Dawseys Liebe zu ihr sicher. Sie macht sich sofort auf den Weg zu ihm. Sie fragt ihn, ob er sie heiraten möchte und erläutert kurz darauf, dass sie sich in ihn verliebt habe, worauf dieser den Antrag annimmt und Juliet somit ihr vollkommenes Glück gefunden hat.


Form des Romans[Bearbeiten]

Der Briefroman „Deine Juliet“ ist durchweg in einer Ich-Perspektive geschrieben. Das Besondere dieses Romans besteht in den vielen Perspektivwechseln, da die Briefe von unterschiedlichen, von der Autorin kreierten, Charakteren/ Personen geschrieben sind und Shaffer es geschafft hat, jedem Charakter eine eigene Persönlichkeit zu verleihen, wodurch sich die Charaktere merklich voneinander abgrenzen. Sprachlich betrachtet wird indirekte Rede sowie direkte Rede verwendet. Je nach Charakter, Bildungsstand und Adressat/in, sind bei den Briefen Unterschiede in der Lexik zu erkennen. Bei der Protagonistin Juliet Ashton ist beispielsweise durch ihre Art zu schreiben deutlich ihre Belesenheit zu erkennen. Sie weiß sich auszudrücken, was durch ihre Syntax in ihren Briefen geradezu unterstrichen wird. Durch die auffallenden Unterschiede in der Lexik gelingt es Shaffer die Charaktere voneinander abzugrenzen. Auf diese Weise schreibt sie jedem eine besondere Art zu, sich mitzuteilen, was die einzelnen Charaktere des Romans hervorhebt.


Interpretationsaspekte[Bearbeiten]

Der Briefroman „Deine Juliet“ von Mary Ann Fiery Shaffer ist in den späten vierziger Jahren anzusiedeln. Der Zweite Weltkrieg steckt noch allen in den Knochen und die Städte liegen teilweise noch in Schutt und Asche. Die Menschheit ist erschüttert und verschreckt. Viele Menschen suchen nach Familienangehörigen und Freunden und jeder Einzelne ist auf der Suche nach sich selbst und seiner Identität. Die Menschen kämpfen mit Wut, tiefster Trauer und Zerrüttung. Kaum ein Tag vergeht, an dem sie nicht an den Krieg und die in der Zeit entstandenen Erlebnisse und negativ konnotierten Erinnerungen denken müssen. Besonders die Menschen, die in Gefangenschaft leben mussten, haben schwer daran zu arbeiten, sich wieder an eine weitgehend normale Gegenwart zu gewöhnen (S. 276). Doch es geht voran. Die Städte werden entrümpelt und man möchte wieder zu sich finden, sich wieder zu Hause fühlen und wieder Geborgenheit, Liebe und das Gefühl von Freundschaft erfahren. Das Erreichen dieser Ziele ist, neben den teilweise heftigen Darstellungen des Krieges im Briefroman, der Protagonistin Juliet gelungen. Nachdem im Krieg ihre Wohnung zerbombt wurde, wohnt sie übergangweise in einer anderen Wohnung in London. Letztlich findet sie ihr ganzes Glück auf der Insel Guernsey (siehe S. 296), was den Lesern darin bestärken soll, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und in diesem Fall wortwörtlich zu anderen Ufern aufzubrechen, um sein persönliches Glück zu finden.


Rezensionen[Bearbeiten]

Liest man sich die kurze Rezension Felicitas von Lovenberg der Frankfurter Allgemeinen durch, wird einem schnell klar: So ganz überzeugt ist sie von dem Briefroman „ Deine Juliet“ von Mary Ann Fiery Shaffer nicht. Sie ist der Ansicht, dass es sich hier nicht um ein „literarisches Meisterwerk“ handle. Vielmehr bezeichnet sie den Roman als „ein Kleinod“, ein wunderbares, tatsächlich bezauberndes Buch“. Lovenberg anerkennt jedoch, dass der Charme des Buches […] in den humorvoll-exzentrischen Charakterbildern“. Sie ist des Weiteren der Ansicht, dass „vor dem Hintergrund von Krieg und Besatzung […] die einzelnen Schicksale Tiefe und Gewicht bekommen“, kritisiert aber, dass dieses manchmal jedoch zu viel sei.

Blättert man ein wenig im Briefroman „Deine Juliet“, stößt man auf die Meinung von Margarete Schwarzkopf (NDR), welche sich deutlich positiver zu dem Briefroman von Shaffer äußert (S. 2). Sie ist der Ansicht dass dies „eine bezaubernde Mischung aus Liebesgeschichte und einer Verbeugung vor der Literatur“ sei.



Ausgaben[Bearbeiten]

Shaffer, Mary Ann; Margarete Längsfeld, Martina Tichy [übers.]: Deine Juliet. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009.

Literatur[Bearbeiten]

Shaffer, Mary Ann; Margarete Längsfeld, Martina Tichy [übers.]: Deine Juliet. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2009.

Weblinks[Bearbeiten]

Felicitas von Lovenberg: Willkommen im Club. In: Frankfurter Allgemeine Feuilleton, abgerufen am 16.07.2015 ([1]).



N.A.P., Universität Paderborn