Herz an Herz

Aus briefromane
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Der 2012 vom deutschen Autorenduo Sofie Cramer und Sven Ulrich verfasste Roman mit dem Titel Herz an Herz, besteht aus einem, wie man zunächst vermuten könnte, durch Zufall entstandenem Briefwechsel zwischen den Protagonisten Sara Becker und Berti Huber. Die beiden lernen sich in ihren Briefen immer besser kennen und sehnen sich einem ersten persönlichen Treffen entgegen.


Inhalt

Die Zeitspanne des Romans beträgt knapp acht Monate und beginnt mit einer Flaschenpost, die Sara Becker am 26.06.2010 nachts auf einer Hochzeit ins Meer wirft. In die Flaschenpost sollten eigentlich gute Wünsche für das Brautpaar geschrieben werden, im betrunkenen Zustand nutzt Sara Becker diese jedoch, um ihrem Ärger über das „dämliche Hochzeitsspiel“ (S. 7) und ihrer Einsamkeit (ebd.) Luft zu machen. Gefunden wird die Flasche mit dem Brief knapp einen Monat später von Berti Huber, als dieser in der Ostsee schwimmt und die Flasche an den Kopf bekommt. Er beantwortet den Brief, klagt über seine Kopfschmerzen, woraufhin Sara Becker dem nächsten Brief Kopfschmerztabletten beifügt. Nach und nach entwickelt sich langsam eine Brieffreundschaft zwischen Sara und Berti. Anfangs werden nur Briefe ausgetauscht, doch ab dem 12. Oktober senden sie sich auch digitale Nachrichten, in Form von E-Mails oder Chat-Nachrichten. Sara Becker und Berti Huber berichten sich in den Briefen gegenseitig über ihren Alltag und die Dinge, die sie so erleben. Sara Becker erzählt über ihre Schwester Nina und ihren schwulen Freund Fiete, Berti Huber hingegen erzählt von den Besuchen bei seiner kranken Mutter und viel von seiner Nachbarin Petzi, Sara Becker gibt zu, dass sie „ein klitzekleines bisschen eifersüchtig auf sie ist (S.76), denn sie bräuchte nur ein paar Treppenstufen gehen, um ihn „live und in Farbe zu sehen“ (Ebd.). Die Gespräche der beiden zentralen Figuren werden im Laufe der Zeit immer intensiver und intimer. Zwar berichten sie sich immer noch über ihre Erlebnisse, aber die Gefühle für einander rücken immer mehr in den Vordergrund. Als Berti von seiner Thailandreise, an der Sara übers Internet quasi mitteilgenommen hat, zurückkehrt findet er in seinem Briefkasten Post von Sara. In diesem Brief steckt ein Gutschein für ein Hotel, in dem Sara und Berti sich treffen wollen. Das Treffen wird damit immer konkreter geplant, obwohl Sara „ängstlich“ (S.193) im Hinblick darauf ist. Jedoch hat sie auch ein Gefühl „der kribbeligen Neugier“ (S.194), wenn sie an das Treffen denkt. Nachdem Saras New York Reise zu Sylvester geplatzt ist (S.208), lädt Berti sie spontan zur Silvesterparty seines ehemaligen Kollegen Norbert ein (S.211), jedoch zieht Sara zurück und erzählt ihm, dass sie lieber auf die Feier ihres Freundes Fiete geht (S.213). Berti befürchtet, dass zu dieser Feier auch Jörg kommt (S.220), mit dem Saras Schwester sie gerne verkuppelt möchte und auf den er eifersüchtig ist. In einem Chat-Gespräch, das die beiden am Abend vor Sylvester führen, laden sie sich gegenseitig ein, die Silvesternacht gemeinsam zu verbringen (S.223). Berti entscheidet zu Sara nach Hamburg zukommen (S.224), diese macht im letzten Augenblick jedoch einen Rückzieher, da ihr angeblich der Zeitpunkt „(noch) nicht der richtige [ist]“ (S.227). Sie schreibt Berti daraufhin mehrere E-Mails (S.226-229), in denen sie versucht zu erklären, warum ihr das Treffen noch zu früh ist. Diese E-Mails liest Berti allerdings nicht mehr, da er schon im Zug sitzt und auf dem Weg zu Sara ist. Er schreibt ihr SMS, auf die Sara nur einmal und ganz schockiert antwortet (S.231). Berti steht schließlich vor ihrer Haustür, aber sie öffnet nicht (S.233). Am nächsten Tag schreibt sie ihm eine Entschuldigungs-Mail, in der sie versucht, zu erklären, warum sie sich so verhalten hat. Sie bekommt erst 3 Tage später eine Antwort, in der Berti den Kontakt zu ihr abbricht (S.236). Daraufhin „öffnet“ (S.237ff.) Sara ihr Herz, sie erzählt ihm, dass sie betrogen wurde, dass sie zweimal ihr Baby verloren hat (Ebd.) und von der Schwangerschaft der Geliebten ihres Exmannes (S.240). Berti nimmt die Entschuldigung an, fühlt sich aber immer noch „zurückgestoßen und elend“ (S.244) und weiß nicht, wie er reagieren soll. Sie planen ein Treffen, das dieses Mal ohne Rückzieher wirklich stattfinden soll. In den folgenden E-Mails schreiben sie viel über das Treffen und genießen die gemeinsame Vorfreude. Als Sara schließlich in München ankommt, stellt sich heraus, dass Berti in Wahrheit Robert heißt und der langweilige Typ von der Hochzeit ist. Sara flüchtet davon. Verzweifelt versucht Berti Sara zu erreichen, aber es kommt keine Antwort. Nun ist er es, der eine Entschuldigungs-Mail schreiben muss. Er erzählt von der Hochzeit. Er hat das Ganze eingespielt, als er, bevor Sara ihre Flaschenpost ins Meer werfen konnte, die Flaschen heimlich getauscht hat (S.273), da er vom ersten Augenblick an von Sara beeindruckt war (S.272) und sie kennenlernen wollte. Eine Woche lang meldet sich Sara, trotz mehrerer Versuche von Robert, nicht. Am 21.Januar schließlich will sie die Beziehung beenden, da ihr Vertrauen in Berti / Robert „komplett erschüttert“ (S.278) ist. Daraufhin schreibt er ihr handschriftlich einen Brief, in dem er ihr die ganze Wahrheit über sein Leben schildert. Er erzählt sehr ausführlich von seiner toten Frau (S.281), ihrem Unfall, seinem Vater (S.283) und seiner Familie. Wie er seine Mutter belogen hat (S.286). Er will „in diesem Brief endlich ehrlich sein“ (S.282). Sara braucht Zeit, um eine Antwort zu verfassen. In dieser erzählt sie über ihre Wut (S.291) aber auch Traurigkeit, da sie sich „verarscht“ (Ebd.) fühlt. Jedoch möchte sie das Bild, dass sie von dem „E-Mail-Berti“ hat nicht aufgeben und weiter an ihm festhalten. So kommt es am 12. Februar tatsächlich zu einem Treffen zwischen Sara und Robert. Die beiden sind überglücklich und Sara sendet eine E-Mail an ihre Schwester Nina, um ihr mittzuteilen wie dankbar sie für ihr „Rumgenerve und das Engagement“ (S.314) ist. Die letzte Nachricht des Briefromans ist – wie die erste auch – eine Flaschenpost. Diese ist geschrieben von Sara und Robert, die dem Brautpaar Marie und Peter danken, dass sie sie zusammengeführt haben (S.315).

Personen

Der Briefwechsel findet zwischen Sara Becker und Berti Huber statt. Sara Becker lebt in Hamburg, ist 34 Jahre alt und arbeitet als Psychologin in einer Praxis. Sie ist frisch geschieden und deswegen von der Männerwelt sehr enttäuscht. Erst gegen Ende des Romans wird deutlich, warum sie sich gegenüber Berti nicht richtig öffnen kann und warum ihr Vertrauen, insbesondere in Männer, so sehr gestört ist. Sie analysiert, vermutlich aufgrund ihres Berufes, oft das Verhalten von ihrem E-Mail-Partner und versucht genauestens herauszufinden, wieso sich Berti so verhält, wie er es tut. Berti Huber ist Versicherungskaufmann und wird während des Verlaufes der Briefe 40 Jahre alt. Er hat eine sehr aufdringliche Nachbarin namens Petzi, von der er sich belästigt fühlt. Auch er öffnet sich erst gegen Ende des Romans und lässt hinter blicken, wie sein, manchmal geheimnisvolles, Verhalten Sara gegenüber zustande kommt.


Form des Romans

Bei dem Roman Herz an Herz handelt es sich um einen Briefroman, der sich aus einzelnen Nachrichten der beiden Protagonisten Sara Becker und Berti Huber zusammensetzt. Zunächst tauschen sie sich über Briefe aus, zu einem späteren Zeitpunkt wechseln sie jedoch zum digitalen Medium. Sie schreiben sich E-Mails oder chatten miteinander, dies läuft zudem viel schneller ab und somit können sie sich auch mehrmals am Tag schreiben. Durch den häufigen Austausch von Nachrichten können die beiden sich viele Details aus ihrem Leben erzählen, wodurch eine intensive, wenn auch nicht körperlich, nahe Beziehung aufgebaut wird. Jeder Brief und jede Nachricht hat in der Kopfzeile das Datum stehen, die E-Mails haben zusätzlich noch Angaben zur Uhrzeit, einen Betreff und die E-Mailadressen von Sender und Empfänger. Den Autoren ist es gelungen den beiden Protagonisten einen eigenen Charakter zu geben, der auf den Leser ehrlich und authentisch wirkt. Betrachtet man den Roman hinsichtlich der Sprache, so kann man sagen, dass gerade in den E-Mails und den Chat-Nachrichten eine Nähe zur Mündlichkeit zuerkennen ist. Diese Nähe zur Mündlichkeit wird insbesondere durch den schnellen Austausch von kurzen Nachrichten erzeugt, mit denen die Protagonisten teilweise miteinander kommunizieren.


Ausgaben

Cramer, Sofie; Sven Ulrich: Herz an Herz. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag 2012. 2. Auflage Februar 2012